CarLos Osterath – Zukunft Gemeinsam Autofrei Gestalten
Leitgedanke
Das neue zukunftsorientierte und nachhaltige Quartier bewahrt und stärkt die Identität sowie den dörflichen Charme von Osterath. Das harmonische Zusammenspiel zwischen alten und neuen Strukturen schafft eine einzigartige „dörfliche“ Atmosphäre und erfüllt Sehnsüchte.
Durch die Stärkung kleinstädtischer Strukturen und dem Erhalt des dörflichen Charakters wird die Lebensqualität der Wohnenden zukunftsfähig. Dabei wird besonders auf die sozialen Komponenten geachtet, um die Gemeinschaft zu stärken.
Ziel ist es, einen lebenswerten Ort zu schaffen, welcher die dörflichen Eigenschaften und Charakteristika, wie ein starkes Gemeinschaftsgefühl, die Nähe zur Natur, Traditionsbewusstsein und ein gewisses Maß an Ruhe, bewahrt und gleichzeitig zukunftsfähig entwickelt, „Osterath für Alle“.
Städtebauliches Konzept
Im Rahmen der Konzeptentwicklung wird insbesondere auf den Erhalt und behutsame Weiterentwicklung des Bestandes geachtet. Die bestehenden landwirtschaftlich geprägten Gebäude bleiben erhalten und punktuell durch ergänzende Neubebauung behutsam weiterentwickelt. Mit der Hoferweiterung kann im Rahmen der produktiven Landwirtschaft eine thematische Belegung bspw. als Biohof mit Verkaufsstelle oder Café stattfinden.
Durch die Anordnung der Gebäude in Hof-Strukturen, mit einem großen Anteil an gemeinsam nutzbaren Freiräumen, entsteht ein dem Ort angemessener Städtebau. In den Höfen wird dieser durch eine maximale Gebäudehöhe von drei Vollgeschossen unterstützt. Um den kleinstädtischen Charakter zu wahren, wird auf einen gesunden Mix zwischen Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern gesetzt. Es entsteht ein Wechselspiel zwischen bebauter und unbebauter Fläche, die im Gleichgewicht zueinanderstehen.
Nutzungskonzept
Auf dem Plangebiet wird, an der Schnittstelle zwischen bestehendem Siedlungsbereich und Landschaftsraum, ein durchmischtes Quartier für verschiedene Zielgruppen entstehen. Im Fokus steht hier die Wohnnutzung für Familien, aber auch für alleinstehende Personen, welche zudem barrierefrei ausgestaltet ist. Mehrgenerationswohnungen und Betreutes Wohnen sind im ortstypischen Maßstab vorgesehen.
An den wichtigen öffentlichen Räumen – in Kombination mit den Mobility-Hubs – sind in den Gebäuden zentrale Nutzungen wie Co-Workings-Spaces, Cafés, Büros und Praxen untergebracht. Hier bündeln sich die gemeinschaftsorientierten Nutzungen und profitieren voneinander, „Gemeinsam sind wir stark!“. Sie bilden das Scharnier zwischen Alt und Neu.
Rundum die Haltstelle Kamperweg entsteht ein zentraler Ankunftsort. Neben dem erwähnten FabLab sind hier kleinere gastronomische Angebote wie ein Bäcker und ein Café angesiedelt sowie Arbeitsräume, Büros und Praxen.
Mobilitätskonzept
In insgesamt vier Mobility-Hubs wird der ruhende Verkehr daher zentral organisiert. Die Hubs sind mehrfachcodiert und beinhalten neben Stellplätzen unterschiedliche gemeindienliche Nutzungen, wie eine Fahrradwerkstatt oder Paketstationen, die dem Quartier so einen zusätzlichen Mehrwert liefern. An den U-Bahn-Haltestellen Kamperweg und Hoterheide befinden sich, in unmittelbarer Nähe, je ein Hub, um eine multi- und intermodale Mobilität mit kurzen Wegen zu ermöglichen und die ÖPNV-Nutzung zu stärken. Der Entwurf setzt hier auf das Prinzip des 150-Meter-Dorfs. Innerhalb von 150 Metern ist jeder Hub für die neuen Bewohner*innen erreichbar.
Die Hubs beinhalten vielfältige und leicht zugängliche Bike- und Car-Sharing-Angebote, um Anreize zum Verzicht auf einen eigenen PKW zu schaffen und somit den Stellplatzbedarf zu senken. Die Installation zahlreicher E-Ladesäulen für Fahrräder und PKWs fördert die E-Mobilität.
Freiraumkonzept
Das Freiraumkonzept greift diese historischen Strukturen und Nutzungen auf und wandelt diese in ein zukunftsfähiges Konzept um. Es entsteht ein strukturreicher, erlebbarer Raum. Beim Spaziergang oder beim Mitmachen reihen sich in den Freiräumen vielfältige Nutzungen wie Weideflächen, Mietackerland oder das Ernten von Schnittblumen wie eine Perlenschnur aneinander. Dem anfallenden Regenwasser wird genügend Raum gegeben, um schadlos auf der Fläche zu verbleiben, erlebbar gemacht und vor Ort in den Wasserkreislauf integriert zu werden.
Der Nibbelsweg als historischer Landwirtschaftsweg mit seinen ortsbildprägenden Altbäumen und abwechslungsreichen Szenerien bleibt erhalten und behutsam in das Freiraumkonzept integriert.
Durch die neuen strukturreichen Grünräume in nordsüdlicher und ostwestlicher Richtung entsteht ein attraktiver und produktiver Freiraum für die jetzigen und zukünftigen Bewohner*innen Osteraths. Dieser soll jedoch in seiner Form kein intensiv genutzter Stadtpark sein, sondern einfach naturnah gestaltet und extensiv genutzt werden. Neben Bereichen mit Blühwiesen, Weiden oder Streuobstwiesen sollen die Grünzüge auch Raum zum Experimentieren bieten. So entstehen Bereiche wie ‚Naturerfahrungsräume‘ für Kinder und Jugendliche, die zum Mitmachen animieren und Raum zur eigenen Entfaltung bieten.
Nachhaltigkeit und Energie
Durch den erhöhten Grünanteil und die ökologische Bauweise wird das Quartier den Ansprüchen an Klimaschutz und Klimaanpassung gerecht. Sämtliche Freiräume wirken sich positiv auf das Mikroklima im Plangebiet aus, indem die Grünflächen Kaltluftproduktion und Regenwasserversickerung ermöglichen. In den Grünflächen sind Versickerungsflächen, Regenwassermulden und auch Teiche (Sedimentationsanlagen) gemäß dem vorliegenden Entwässerungskonzept, welches an den vorgeschlagenen Städtebau angepasst wurde, angelegt. Es wird somit ein hohes Maß an oberflächennaher Versickerung, Grundwasserneubildung und Verdunstung ermöglicht. Das anfallende Regenwasser der Dachflächen wird dezentral gesammelt. Anschließend versickert und verdunstet es oder wird zur Bewässerung der Vegetation genutzt.
Die Gebäude verfügen über Dach- und Fassadenbegrünung und kühlen das Quartier nachhaltig. Alle Dächer sind mit extensiver Dachbegrünung und/oder Photovoltaikanlagen (PV) ausgestattet. In Bereichen zwischen den PV-Anlagen ist eine Begrünung anzustreben.
Weiterer Strom kann auf den großflächigen Gebäuden, wie den Hubs, erzeugt und in das Netz eingespeist werden. Die Hubs bieten besonders gute Voraussetzungen, um mit großflächigen PV-Anlagen Strom zu erzeugen und dies über integrierte Energiezentralen in das Netz einzuspeisen. Im Hub findet außerdem eine Sektorenkopplung statt, in dem der eigene produzierte Strom direkt in den Ladesäulen für die E-Mobilität genutzt wird.
AUFTRAGGEBER: Stadt Meerbusch
LEISTUNGEN: 2. Preis, Nichoffener zweiphasiger interdisziplinärer Realisierungswettbewerb
FLÄCHE: ca. 23,5 ha Realisierungsteil, ca. 37 ha Ideenteil
KOOPERATION: ISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH, MobilWerk GmbH