Der grüne Barbarossa – Vereinte Vielfalt für alle
Der Barbarossaplatz im Stadtteil Stoppenberg stellt das Herzstück des Stadtteils dar. Durch seine zentrale Lage im Stadtteil zwischen dem Nahversorgungszentrum an der Gelsenkirchener Straße und der Thomaskirche sowie durch seine Funktionen als Wochenmarkt und wichtiger Verkehrsknotenpunkt werden an den Platz vielfältige Ansprüche gestellt. Der vorgelegte Entwurf unter dem Titel „Der grüne Barbarossa – Vereinte Vielfalt für alle“ stellt einen robusten, klar ablesbaren, identitätsstiftenden Rahmen für diese unterschiedlichen Anforderungen dar und stellt die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den Mittelpunkt.
Durch die Konzentration der Haltepunkte der vier Buslinien im Westen der Platzfläche entsteht eine großzügige, multicodierte Platzanlage mit direktem Bezug zur Thomaskirche. Somit entsteht die Chance die vorhandene Straße vor der Thomaskirche zugunsten eines Grünkorridors mit einem straßenunabhängigen Radweg zurück zubauen und zu entsiegeln. Die unfallträchtige Kreuzung vor der Thomaskirche entfällt komplett.
Der zentrale Anlaufpunkt für die Busse schafft eine klare Orientierung und liegt in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Straßenbahnhaltepunkt an der Gelsenkirchener Straße.
Die zentrale Platzfläche in einer rahmenden Großform, unterstützt durch die raumwirksame grüne Einfassung der beiden ortsbildprägenden Platanenreihen, gliedert sich in drei Bereiche. Es entsteht ein spannungsreiches Wechselspiel von Einheit und Vielfalt:
„Die gute Stube“
Im nördlichen Bereich befindet sich die zentrale, multifunktionale Platzfläche, die den Sichtbezug auf die Thomaskirche auch durch Verlagerung des Kiosks in den Westen der Fläche freihält. Unter den rahmenden Bäumen laden Sitzgelegenheiten für alle Altersstufen zum Beobachten des bunten Treibens auf dem Platz ein. Die Fläche bietet genügend Platz für den Wochenmarkt oder Veranstaltungen wie dem Brunnenfest. Ein Marktbrunnen akzentuiert den Platzraum und sorgt in den warmen Sommern nicht nur für Abkühlung, sondern bietet Kindern auch Plantsch- und Spielmöglichkeiten. Rund um das Kiosk mit Toilettenanlage in der Nähe der zentralen Bushaltestelle kann der Platz durch Außengastronomie zusätzlich belebt werden. Der Platz ist mit den nötigen Infrastruktureinrichtungen für Märkte ausgestattet.
„Aktivgrün“
In der Mitte des Platzes entsteht zur Verbesserung des Mikroklimas eine multifunktionale Grünfläche mit Spiel- und Sportangeboten, die gestalterisch durch ihre rote Farbgebung auf Barbarossa Bezug nehmen. Ergänzt wird das Angebot durch einen Trinkwasserbrunnen und Calisthenics-Elemente. Im Randbereich befinden sich rahmende, attraktive und artenreiche Bepflanzungen in Form von locker verteilten Bäumen und einer Staudenmischpflanzung. Die Blickachse über den gesamten Platz in Nord-Süd-Richtung bleibt hierbei erhalten.
„Blaugrünes Parken“
Um dem Bedarf des ruhenden Verkehrs gerecht zu werden, befindet sich im Süden der Platzfläche eine kompakte Parkplatzanlage mit Zufahrt von der Schwanhildenstraße. Der benötigte Platz wird multicodiert genutzt, indem im Untergrund durch ein Rigolensystem Regenwasser zurückgehalten und zur Bewässerung der Vegetation genutzt wird. Auf der gesamten Wettbewerbsfläche befinden sich 60 öffentliche Parkstände, davon befinden sich in diesem Bereich 37 teilversiegelte Parkplätze, davon drei behindertengerecht. Unmittelbar an der Schwanhildenstraße entsteht ein kleiner Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten als südliches Entre des Barbarossaplatzes.
Grünkorridor am Kirchencampus
Durch Herausnahme des motorisierten Verkehrs entlang der Thomaskirche rückt das zukünftige kulturelle Quartierszentrum um die Thomaskirche an den Barbarossaplatz heran. Ein langgestreckter Grünstreifen vermittelt zwischen Platz und Kirchencampus. Diese neue grüne, östliche Raumkante des Platzes führt zu einer wichtigen ökologische Aufwertung des Stadtraumes: Verbesserung des Microklimas, Erhöhung der Biodiversität und erhöhte Resilienz bei Starkregen (Beet- und Baumrigolen). Geprägt wird dieser Grünstreifen in Anlehnung an den Namensgeber des Platzes durch rotblühende Stauden und Bäume mit einer prägnanten roten Herbstfärbung („Barbarossaband“). Die vorhandene Natursteinmauer wird im Bereich des neuen Kircheneingangs durch eine kombinierte Treppen- und Sitzstufenanlagen unterbrochen. Somit öffnet sich die Kirchengemeinde zur Stadtgesellschaft und es entsteht eine attraktive südexponierte „Stadtbühne“ Die Barrierefreiheit wird durch eine neuangelegte Rampenanlage sichergestellt.
Mobilität
Der Entwurf sieht eine zentrale Lage der Bushaltestellen auf Westseite des Platzes vor, welche durch die Linien 160/161, 140 sowie die 183 in Richtung Katernberger Markt angedient wird. Eingefasst wird diese Fläche durch zwei getrennte Einrichtungsfahrbahnen, welche vom übrigen Kfz-Verkehr mit genutzt werden. Die so entstehende gebündelte Insellage ermöglicht ein barrierefreies Anfahren an die vier Bussteige und integriert zudem die bestehenden Baumscheiben, welche im Bestand aus dem Platz herausragen. Unmittelbar vor und nach den Halteflächen wird eine Wendemöglichkeit für Gelenkbusse eingerichtet, um eine schnelle Abwicklung der An- und Abfahrten sicher zu stellen. Die Linie 183 in Richtung Karlsplatz fährt weiterhin den vorhandenen Bussteig 3 an, welcher im Zuge der Umplanung zu einem barrierefreien Haltestellenkap ausgebaut wird.
Zusammen mit der zentral gelegenen Mobilstation im Norden an der Hallostraße entstehen somit zwei kompakte Mobilitätsbausteine. Für Fußgänger wird ein durchlässiges Platzkonzept geschaffen, welches die direkten Wegebeziehungen berücksichtigt und somit auf natürliche Weise kurze Laufwege schafft.
Schon heute stellt die Achse Im Mühlebruch – Barbarossaplatz eine wichtige Radverkehrsverbindung im städtischen Kontext dar. Diese wird im Bereich des Barbarossaplatzes entlang der Kirche durch eine direkte und komfortabel nutzbare Fahrradtrasse im Zweirichtungsbetrieb und durch die Einrichtung einer Fahrradstraße in direkter Verlängerung Im Mühlenbruch weiter gestärkt. Für den motorisierten Verkehr wird die Straße Im Mühlenbruch nur noch in Nord-Süd-Richtung befahrbar sein. Durch die Bündelung der getrennten Abbiegestreifen für den vom Barbarossaplatz auf die Hallostraße einfahrenden Kfz-Verkehr werden die gegenwärtigen Konflikte aufgelöst, welche aktuell durch nebeneinander aufgestellte, abbiegende Fahrzeuge entstehen, die sich gegenseitig die Sicht auf den bevorrechtigten Verkehr nehmen.
Ausstattung
Auf der Platzfläche befinden sich unterschiedliche Sitzangebote für alle Altersstufen, die sowohl Blickbeziehungen auf die Thomaskirche als auch auf die Platzfläche zulassen. Neben dem Spiel- und Calisthenics-Angebot stellen vor allem der attraktive Marktbrunnen und der neue Kiosk sowie die Treppen- und Sitzstufenanlage vor der Thomaskirche Kristallisationsorte zum sozialen Austausch dar. Eine umweltfreundliche intelligente Solarmastbeleuchtung ermöglicht eine abendliche Nutzung des Platzes. Im Südwesten der Platzfläche sind Unterflur die Abfallcontainer angeordnet.
Materialität
Der Entwurf setzt auf robuste und dennoch ansprechende Oberflächen aus recyclingfähigen Materialien mit pflegeleichten, hellen Oberflächen mit einem hohen Albedo-Effekt. Um dem neuen Barbarossaplatz in seiner Materialität ein einheitliches Erscheinungsbild zu geben sind die in Asphalt erstellten Fahrbahnen für Busse und motorisierten Verkehr mit einer durch Zuschlagstoffe eingefärbten Deckschicht versehen.
Baumpflanzungen
Der „Platanenrahmen“ bleibt im Grundsatz erhalten. Lediglich im Bereich der kompakt gehaltenen Bushaltestelle muss ein Baum entfernt werden. Im Bereich der Parkplatzfläche an der Schwanhildenstraße werden zwei kleinere Bäume herausgenommen, die ggf. auch umgepflanzt werden können. Durch die Pflanzung von mind. 16 neuen Bäumen kann der Verlust nicht nur ausgeglichen werden, sondern es ergibt sich eine deutlich positive Gesamtbilanz. Durch Wurzelschutzbrücken und eine Vergrößerung der ober- und unterirdischen Baumscheiben werden die Standortbedingungen der vorhandenen Platanen, vor allem im Bereich der Bushaltestellen, verbessert. Bei den Baumneupflanzungen werden trockenheitsresistente „Zukunftsbäume“ verwendet.
AUFTRAGGEBER*IN: Stadt Essen
LEISTUNG: Realisierungswettbewerb
GRÖSSE DES PLANGEBIETS: ca. 12.400 qm
KOOPERATION: Leinfelder Ingenieure GmbH